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Bayerische Film + Video Festspiele 2018

Am Wochenende vom 16. bis 18. März 2018 fanden im Alten Speicher in Ebersberg die diesjährigen 39. Bayerischen Film + Video Festspiele statt. Der Film- und Videoclub Landshut VHS war diesmal mit 3 Filmen vertreten, die sich sehr erfolgreich schlugen und von der Gesprächsrunde allesamt gute Kritiken bekamen. Zwei Landshuter Filme bekamen bei der Matinee am Sonntag einen Bayerischen Löwen überreicht. Damit gehen auch dieses Jahr wieder 2 Löwen nach Landshut.

Ergebnis Film- und Videoclub Landshut VHS:

PreisTitelAutorLänge
Bayerischer LöweWildschaden (One Shot)Marcus Siebler12
Bayerischer Löwefarbe bekennenMartin Kochloefl6
TeilnahmeKünstliche IntelligenzJürgen Liebenstein1

Bilder von den Ehrungen:

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Jürgen Liebenstein bekommt Teilnahmeurkunde und Festspielmedaille für seinen Film „Künstliche Intelligenz“.

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Martin Kochloefl bekommt von Rainer Drews, Teilnehmer der Gesprächsrunde einen Bayerischen Löwen überreicht. Links LFVB Präsident Adalbert Becker, rechts BDFA Präsident Marcus Siebler.

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Marcus Siebler und das DRAM-Team bekommen von Moritz Wacker, Teilnehmer der Gesprächsrunde, einen Bayerischen Löwen überreicht.

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DRAM Team mit Andreas Birkeneder, Annika Ziegltrum, Marcus Siebler und Sarah Schönacher nach dem Löwengewinn.

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Martin Kochloefl gewinnt mit seinem politischen Experimentalfilm „farbe bekennen“ einen Bayerischen Löwen.

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Die Landshuter Löwengewinner Marcus Siebler mit DRAM-Team und Martin Kochloefl.

Bericht in der Landshuter Zeitung vom 6. April 2018

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Laudatio für „farbe bekennen“

Oh Film, du hehres Werk der audiovisuellen Kunst!
Du, der dem Buch, dem Theater, dem Konzert,
dem gemalten Bild und allen anderen Künsten
keine Konkurrenz machst, sondern dich all ihrer
besten Mittel bedienst, du, der du uns Menschen zwingst
gemeinsam im dunklen Kino zu lachen, zu weinen,
uns zu ärgern oder zu denken – soweit es dem Einzelnen
möglich ist, – du dienst uns mit Emotionen und kognitiven
Aha-Erlebnissen. Wir kennen deine Regeln der Kadrierung,
deine mit Montage erzählten Geschichten, deine
manipulativen Geräuschimitationen, deine Funktionen
von Plot Points und Heldenreise.
Und dann kommt einer, den das alles nicht schert.
Ton-Bild-Schere? Wieso gehört zu einem Ton ein
entsprechendes Bild? Geschichte erzählen?
Die kann ja auch im Kopf entstehen.
Bilder mit Szenarien? Abstraktion lässt mehr Spielraum.
Warum hat Kasimir Malewitsch das „schwarze Quadrat“ gemalt?
Damit man es weiterentwickelt.
Was passiert in unseren Köpfen,
wenn eine neuartige Bilderzeugung mit bekannten
Texten kombiniert wird?
Zerfließende, nahezu unkontrollierbare und doch
Assoziationen erweckende Tuscheströme werden begleitet
von redundanten temporären Phrasen politischer
Funktionsträger. Ästhetik kombiniert mit Worthülsen.
Eine explosive Mischung, die auch die Gehirne der
Juroren nicht verschonte. Sie ließen deshalb den Löwen raus für

„farbe bekennen“ von Martin Kochloefl.

Rainer Drews 18.03.2018

Laudatio für „Wildschaden (one shot)

Eine Aufgabe der „Kamera“ ist – neben den
fotografischen Elementen – den Handlungsstrang
in viele einzelne Szenen aufzulösen, so dass diese
im Schnitt wieder zu einer sinnvollen, stimmigen
Story oder Geschichte montiert werden können.
Dabei ist insbesondere das Timing wichtig. Mit kurzen,
schnellen Schnitten kann die Handlung verdichtet werden,
mit langsamen Schnitten wird die Handlung entschleunigt
– es entsteht Spannung.
In dem Film, den ich Ihnen heute nahe bringen will,
hat der Autor bewusst darauf verzichtet: Er zeigt den
Film in einer einzigen Einstellung.
Diese Reduktion verlangt aber von ihm, dass er das Timing
– das er sonst im Schnitt noch verändern könnte –
komplett in den Moment der Aufnahme verlagert.
Er (der Autor) muss jede Sekunde vorher exakt planen,
daher kommt der Begriff „Plansequenz“ oder
im englischen „One Shot“.
Damit nicht genug, auch die Farben werden auf ein
Minimum von blau und gelb, sowie orange reduziert.
Die Kamera bleibt statisch, die Protagonistin angebunden
hinter dem Lenkrad und den Antagonisten – das Reh –
bekommen wir nie zu Sehen.
Doch was bleibt:

Eine Schauspielerin, die durch Spiel und Mimik überzeugt hat
und den Zuschauer hinein die beklemmende Enge des Fahrzeuges „gesogen“ hat.

Und der vierte Löwe der bayrischen Amateurfilmfestspiele 2018

für den Film „Wildschaden (One Shot)“
von Markus Siebler und seinem Team.“

Moritz Wacker 18.03.2018